Bart färben leicht gemacht – Mein Experiment für einen neuen Anstrich

Es gab Zeiten, da habe ich meine rostig rote Barthaarfarbe gehasst. Barbarossa und Käptn Rotbart waren da noch die harmlosesten Bezeichnungen, die ich mir anhören durfte. Diese Zeiten gehören schon lange der Vergangenheit an. Mittlerweile trage ich meinen roten Bart mit Stolz.

Anleitung zum Färben der Barthaare

Dennoch hat mich eines nicht losgelassen: Die Neugierde, wie ich wohl mit brauner Bartfarbe (passend zu meiner Kopfhaarfarbe) aussehen würde. Ein Blick in diverse Bartgruppen auf Facebook zeigte mir, dass ich mit dieser Neugierde nicht alleine bin, auch wenn die individuellen Gründe beim Bart färben variieren.

In diesem Artikel zeige ich dir, wie ich meinen Bart gefärbt habe, welche Fehler ich dabei gemacht habe und wie du sie vermeiden kannst. Außerdem gebe ich dir Tipps zur richtigen Farbwahl und welche anderen Möglichkeiten und Färbemittel es noch gibt.

Wie kommt man auf die Idee seinen Bart zu färben?

Die Gründe dafür sind vielfältig wie der Bartträger selbst. Manche möchten die ersten grauen Stellen im Bart kaschieren. Wiederum andere wollen die Farben des Lieblingsfussballclubs für jeden sichtbar in der Gesichtsmähne tragen oder auf dem Fasching mit einer außergewöhnlichen Farbe auffallen.

Ein oft genannter Grund ist auch das Kaschieren von etwas lichteren Stellen im Bart. Hier schaffen dunklere Nuancen eine leichte optische Täuschung und können den Bart insgesamt etwas dichter wirken lassen.

Ich persönlich finde graue Bärte äußerst cool wie du an diesem Artikel sehen kannst. Jeder Bart hat etwas Einzigartiges und genau das sollte man ihm auch lassen. Dennoch habe ich mich von meinem Experimentierdrang leiten lassen und stelle dir, -sozusagen im Namen der Wissenschaft, meine Erfahrungen vor.

So wählst du die richtige Farbe aus

Wenn du deinen Bart dunkler tönen oder graue Barthaare färben möchtest, gibt es eine wichtige Regel:

Zu hell gibt es nicht. Es gibt nur zu dunkel.

Wirklich. Wähle für den Anfang lieber eine Nuance heller als du denkst und eigentlich niemals schwarz. Es sei denn du willst aussehen wie Harald Glöckler. Sehr dunkle Hauttypen, mit wirklich (früherer) pechschwarzer Barthaarfarbe, können von dieser Regel gegebenenfalls abweichen.

Bei Fun-Farben gibt es keine Regel. Hier wählst du einfach die für deinen Zweck passende aus. Ob das nun Königsblau ist oder doch eher Schwarz Gelb (Beachte: hierfür wird es wohl keine reine Bartfarbe geben, sondern du musst vermutlich auf Kopfhaarfärbemittel zurückgreifen).

In meinem Experiment habe ich mich für die Farbe dunkelbraun entschieden, da sie meiner Kopfhaarfarbe am nächsten kommt.

Die wichtigsten Regeln beim Färben

Bevor es ans Eingemachte geht, solltest du unbedingt die folgenden Tipps beherzigen. Glaub mir, ich spreche aus eigener Erfahrung. Ein abrasierter Bart aufgrund eines fehlgeschlagenen Färbeexperiments ist vermutlich das Letzte, was du willst, richtig? 

Regel #1: Gebrauchsanweisung lesen

Ich weiß, wir Männer hassen Anleitungen. Egal ob neue Technik, das 10. Billy Regal von IKEA oder die Vespa in der Garage. Wir wollen am liebsten sofort ausprobieren, etwas aufbauen, Großes erschaffen und unserem Basteltrieb nachgehen. Gebrauchsanweisungen passen da nicht wirklich rein. 

Beim Färben deines besten Stücks wäre das aber ein großer Fehler (ich bekenne mich schuldig, mehr dazu später). Mischungen, Einwirkzeiten und die richtige Vorbereitung bestimmen am Ende das Ergebnis, das du für jeden sichtbar im Gesicht trägst. Lies die Packungsbeilage aufmerksam von Anfang bis Ende, denn jedes Produkt hat seine Besonderheiten.

Regel #2: Altes T-Shirt oder Handtuch verwenden

Farbe färbt nicht nur deinen Bart, sondern auch bevorzugt Textilien. Haarfarbe hält sich dabei auch sehr hartnäckig in der Kleidung und die entstehenden Flecken gehen beim Waschen eigentlich kaum mehr raus. Nimm also ein T-Shirt oder Handtuch, das du nicht mehr brauchst und auf dem dir Flecken egal sind.

Regel #3: Hautverträglichkeit testen

Vor allem bei den chemischen Färbeprodukten ist ein Hauttest unbedingt anzuraten. Viele der enthaltenen Stoffe können Kontaktallergien auslösen und werden nicht von jedem vertragen. Teste die Verträglichkeit am besten an einer kleinen, nicht sichtbaren Stelle am Körper und warte ab, wie deine Haut reagiert (48 Stunden).

Mein Bartfärbemittel der Wahl: Pflanzenhaarfarbe (von KHADI)

Warum ich mich für Pflanzenhaarfarbe entschieden habe?

Ganz einfach: Chemische Färbemittel dringen tief in die Struktur des Haares und zerstören die natürlichen Farbpigmente. Die chemischen Stoffe können auch über die Gesichtshaut in den Körper gelangen.

Dass chemische Färbemittel als starke Kontaktallergene gelten und bei aromatischen Aminen immer noch nicht abschließend geklärt ist, ob sie das Krebsrisiko steigern, fand ich zudem auch nicht so prickelnd.

Die Pflanzenhaarfarbe funktioniert anders. Sie legt sich wie eine Lasur um das Barthaar und ermöglicht ein interessantes Wechselspiel mit der eigenen Barthaarfarbe. Bei mehreren Färbungen “verstärkt” sich die Lasur, die Farbe wirkt kräftiger. Die von mir genutzte KHADI Farbe tönt mit Indigo & Henna und riecht wirklich pflanzlich, -nämlich nach Heu.

Das benötigst du dafür:

Produkt in Hand
  • Pflanzenhaarfarbe
  • Behältnis zum Anrühren der Masse
  • 50°C warmes Wasser
  • Einweg-Handschuhe oder Folienhandschuhe (letztere im Lieferumfang enthalten)
  • Altes T-Shirt (entstehende Flecken lassen sich kaum mehr rauswaschen)
  • (Auftragepinsel)
  • (Handtuch o.ä. zum Warmhalten der Masse)

Anleitung:

Schritt 1:

Bartshampoo reinigt den Bart

Im ersten Schritt führst du eine gründliche Bartwäsche durch. Die Pflanzenhaarfarbe wird später in das handtuchtrockene Barthaar einmassiert.

Schritt 2:

Schritt 2 Wasser auf 50°C erhitzen

Erhitze etwas Wasser auf maximal 50°C und vermische es sorgfältig mit dem Pflanzenhaar-Pulver (je nach Länge des zu färbenden Barts, im Schnitt vll. um die 50-60g) in der Schüssel. Wenn du es zufällig griffbereit hast: Ein Teelöffel Salz und Schwarztee beim Anrühren, sollen die Haltbarkeit verlängern.

Schritt 3:

Haarfarbe mit Pinsel in Bart verteilen

Trage die Farbe gleichmäßig vom Ansatz bis in Spitzen mit einem Färbe Pinsel auf oder machs so wie ich zeitweise: Nimm die in Handschuhe gehüllten Hände und massier dir das Zeug in den Bart. Hat auch funktioniert. Die Paste sollte dabei immer möglichst warm gehalten werden.

Schritt 4:

Färbemittel einwirken lassen

Lass die Farbe 90-120 Minuten einwirken (bei mir waren es 90 Minuten) und halte sie weiterhin möglichst warm (z.B. durch ein umgewickeltes Handtuch).

Schritt 5:

Nachher Bild

Nach der Einwirkzeit solltest du den Bart mit lauwarmem Wasser abspülen, bis alle Reste der Pflanzenhaarfarbe herausgewaschen sind und das Wasser klar bleibt. Auf Shampoo und andere Produkte sollte in den nächsten 1-2 Tagen verzichtet werden (Bartöl ausgenommen), denn hier reagiert die angelagerte Farbe noch weiter durch den Sauerstoff und verstärkt die Verkettung der Farbpigmente mit dem Keratin deiner Barthaare.

Ergebnis (Vorher/Nachher):

Roter Bart braun gefärbt

Wie lange hält die Farbe? ca. 2 Wochen hat sie bei mir gehalten, danach wäscht und wächst sie sich langsam aus.

Welche Fehler kannst du vermeiden? Ich habe genau den Fehler begangen, den man genau nicht begehen sollte und habe die Packungsbeilage nur halbherzig überflogen.

Dabei ist mir die Passage entgangen, die besagt, dass graue und sehr helle Haare “grüne und blaue Farbstiche” annehmen können. Da sich bei mir direkt unter der Unterlippe ein kleiner Bereich mit sehr hellen Barthaaren befindet, war die Verwunderung beim Blick in den Spiegel groß.

Mit Einsatz von Seife und stärkerem Rubbeln konnte der leichte Grünstich letztendlich aber Gott sei Dank beseitigt werden. Wenn du deinen teilweise bis vollständig grauen oder hellen Bart mit dem Produkt färben möchtest, solltest du dir hier den Punkt “2-Schritt-Färbung” ganz genau durchlesen.

Hier findest du das Produkt mit verschiedenen Farben​

Eine chemische Alternative: Just For Men

Egal wo man sich über das Färben seines besten Stücks informiert, ein Produkt wird dabei immer genannt: Just For Men. Vor allem Männern mit ergrautem Bart verspricht die Marke einen neuen Anstrich.

Ich habe mir das Produkt zwar bestellt, aber noch nicht getestet. Ausreichend Erfahrungen konnten aber auch andere sammeln, wie zum Beispiel Agrie aka „der Bartmann“ oder Jeff von Beardbrand.

Wenn man sich die Kundenrezensionen auf Amazon so durchliest sind die Meinungen gespalten: Einige scheinen das Produkt nicht richtig zu vertragen, was, beim Blick auf die Beurteilung von Codecheck, eventuell am hohen Allergenen Potential einiger Inhaltsstoffe liegen könnte. Wiederum andere preisen es als tolles Produkt, das den gewünschten Effekt erzielt.

Bei Just For Men ist es also Pflicht, das Produkt davor auf Hautverträglichkeit zu testen (z.B. am Arm). Jeder ist natürlich letztendlich selbst dafür verantwortlich, was er sich auf Bart und Gesichtshaut schmiert. Das gilt natürlich nicht nur für Haarfarbe, sondern auch für alle anderen Pflegeprodukte.

Im Folgenden habe ich die Schritte von Jeff nochmal übersichtlich für dich als Referenz zusammengefasst und sowohl mögliche Fallstricke, als auch Haltbarkeit recherchiert.

Das benötigst du dafür:

Mittelbraun tönen
  • Just For Men mit der gewünschen Farbe
  • Auftragepinsel (im Lieferumfang enthalten)
  • Vaseline oder vergleichbare fetthaltige und schützende Gesichtscreme
  • Behältnis zum Mischen von Farbe und Aktivator (liegt bei)

Anleitung

Schritt 1:

Schutzfilm für Haut beim Färben

Trage Vaseline als Schutzschicht entlang der Konturen an Wangen- und Halspartien, sowie an allen Stellen bei der die Farbe potentiell deine Gesichtshaut berühren könnte. So vermeidest du mögliche Verfärbungen und unschöne Hautreaktionen.

Schritt 2:

Grundmasse und Entwickler vermischen

Vermische die Farbe und den Aktivator zu gleichen Teilen im beigelegten Plastikbehälter. Wie viel du jeweils zusammenmischt hängt immer von der Länge deines Bartes ab. Starte am besten mit etwas weniger, so kannst du bei Bedarf immer noch während dem Färben nachlegen.

Mixe die beiden Pasten so lange, bis eine farblich einheitliche Masse entstanden ist. Zum Mischen kannst du beispielsweise den Stiel des Auftragepinsels verwenden.

Schritt 3:

Auftragen des Barthaar färbemittels

Trage das Färbemittel vorsichtig auf und achte darauf, dass du nur über die Stellen fährst, in denen du auch tatsächlich Barthaare hast. Vermeide auf jeden Fall jeglichen Kontakt mit der Haut.

Schritt 4:

Färbemittel einwirken lassen

Warte etwa 3 bis maximal 5 Minuten, ehe du den Bart gründlich mit einem Bartshampoo oder einer Naturseife auswäscht. Je länger du das Bartfärbemittel einwirken lässt, desto dunkler wird das Ergebnis.

Deshalb wird eine eher kürzere als längere Einwirkungszeit empfohlen. Sollte das Ergebnis zu hell ausfallen, kann immer noch nachgefärbt werden.

Wie lange hält die Farbe? Die Farbe wäscht sich nicht aus, aber dein Barthaar wächst um ca. 0,33 mm pro Tag. Das heißt nach 2 Wochen ist das Barthaar schon ca. 4,5 mm länger und der natürliche Ansatz sollte sichtbar sein. Das ist aber auch der Nachteil am Färben: Wenn ein einheitliches Bild gewährleistet werden soll, musst du stets nachfärben. 

Welche Fehler kannst du vermeiden? Verteile die Farbe sorgfältig mit dem Pinsel und keinesfalls mit deinen Händen, da sonst die Gefahr besteht, dass du Gesichtshaut triffst. Fahre nur über die Stellen, an denen sich auch tatsächlich Haare befinden und wähle eine eher hellere Farbe. Vertraue bei der Auswahl nicht auf die Bilder auf der Verpackung, diese entsprechen eher nicht der Realität.

Hier findest du die verschiedenen Farben

Nicht nur für Frauen: Augenbrauen- oder Wimpernfarbe (RefectoCil)

Eine weitere beliebte Möglichkeit der Bartfärbung bietet das Zweckentfremden von Augenbrauen- und Wimpernfarbe. Ein Hersteller, der häufig in diesem Zusammenhang genannt wird, ist RefectoCil und auf dieses möchte ich auch hier eingehen.

Auch RefectoCil ist in verschiedenen Farben und Ausführungen erhältlich. Bei der Recherche ist mir das RefectoCil Sensitive ins Auge gesprungen, das laut Herstellerangabe das erste Augenbrauen-Färbeprodukt auf pflanzlicher Basis sein soll. Ein Blick auf Codecheck bestätigt, dass die Inhaltsstoffe als unbedenklich eingestuft wurden.

Wie es sich im Vergleich zur chemischen Alternative aus gleichem Hause schlägt, kann ich leider nicht definitiv sagen, es kann sich also lohnen es einfach zu testen. Wichtig zu wissen: Die Farbe muss mit dem Entwicklergel gemischt werden. Es bietet sich also an, Farbe und Entwickler gleich zusammen im Set zu kaufen.

Das benötigst du dafür:

  • Augenbrauen-/Wimpernfarbe
  • Stäbchen zum Auftragen (liegt bei)
  • Entwickler (muss extra dazugekauft werden!) oder du kaufst es im Set mit der Farbe
  • Eine Schale zum Mischen (ist NICHT im Lieferumfang enthalten!)

Anleitung:

Schritt 1:

Schutzfilm für Haut beim Färben

Beim Auftragen des Gels sollte dein Bart trocken sein.

Wie auch bei Just For Men solltest du einen Creme-Schutzfilm in den Gesichtsbereichen auftragen, die mit der Farbe in Berührung kommen könnten.

Schritt 2:

Schritt 2 Wasser auf 50°C erhitzen

Farbe und Entwickler werden im Verhältnis 1:1 (2 cm Farbe entsprechen 10 Tropfen Entwickler) mit Hilfe des beiligenden Auftragestäbchens zusammen gemischt. Ein Schälchen zum Mischen gehört nicht zum Lieferumfang und muss gegebenenfalls noch dazu gekauft werden.

Rühre die Masse so lange bis eine einheitliche, cremige Paste ensteht.​

Schritt 3:

Augenbrauenfarbe in Bart einarbeiten

Arbeite die Farbe gleichmäßig vom Ansatz bis in Spitzen mit Auftragestäbchen ein, bis jede Bartsträhne gefärbt ist.

Schritt 4:

Lass die Farbe etwa 10-20 Minuten (je nach gewünschter Intensität) einwirken und wasche den Bart danach gründlich mit lauwarmem Wasser.

Wie lange hält die Farbe? Laut Herstellerangaben rund 6 Wochen. Wie aber schon oben beschrieben wurde, wächst der natürliche Ansatz je nach Bartwachstum schon nach wenigen Wochen sichtbar heraus und es muss nachgefärbt werden. 

Hier findest du das Produkt mit verschiedenen Farben​

Fazit

Wie du siehst, führen wie immer mehrere Wege nach Rom. Nach meiner Recherche handelt es sich bei den 3 vorgestellten Möglichkeiten um die gängigsten Methoden, um zuverlässig deinen Bart zu färben. Teste am besten selbst und finde das Färbeprodukt, das für deinen Bart, deinen Stil und deine Haut am besten funktioniert.

Hast du Erfahrungen mit anderen Bartfärbemitteln? Lass uns in den Kommentaren wissen.​

Bildquellen: Gesichtscreme © de-kay  / Professional barber washing hair of the client © yacobchuk1 @depositphotos.com

Meistens Bartträger, aber ebenfalls interessiert an der Kunst der vollendeten Nassrasur. Stolzer Blogger im Gentsbible-Team.

2 Gedanken zu „Bart färben leicht gemacht – Mein Experiment für einen neuen Anstrich“

  1. Sehr interessanter und ausführlicher Beitrag. Ich selbst habe ebenfalls einen eher braun-rötlichen Bart. Da mich die Neugier weckt, werde ich meinen Bart nun auch mal färben. Ich hoffe aber, dass ich ähnlich wie mein Namensvetter hier, meinen roten Bart zukünftig akzeptiere ?

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